Für viele ist der 1. Mai einfach nur ein freier Tag. Ein „Feiertag“, an dem man ausschläft, grillt oder sich ein langes Wochenende gönnt. Doch wenn ich ehrlich bin, war der 1. Mai nie wirklich ein Feiertag im klassischen Sinne – und ist es bis heute nicht.

Denn der Ursprung dieses Tages ist alles andere als gemütlich. Er war ein Kampftag. Ein Aufschrei. Ein Symbol für Menschen, die im 19. Jahrhundert unter unerträglichen Arbeitsbedingungen litten – 12- bis 16-Stunden-Tage, keine Rechte, keine Absicherung, keine Stimme.

Der 1. Mai war der Tag, an dem genau diese Menschen aufstanden. Für faire Löhne. Für den Achtstundentag. Für Würde am Arbeitsplatz. Und sie taten das nicht mit Blumen in der Hand, sondern mit Mut, Risiko und oft mit Konsequenzen, die sie selbst und ihre Familien hart trafen.

Heute ist das vielen kaum noch bewusst. Was damals akut und lebensverändernd war, ist heute oft vergessen. Die Geschichte verblasst im Schatten der Bequemlichkeit. Dabei leben wir heute in einem System, das auf genau diesen Kämpfen aufbaut.

Wenn ich an den 1. Mai denke, dann nicht als Feiertag im üblichen Sinn. Sondern als Mahnmal. Als Erinnerung daran, dass Rechte nicht vom Himmel fallen. Dass soziale Gerechtigkeit erkämpft wurde – und auch heute noch verteidigt werden muss.

Ich finde, wir sollten diesen Tag nicht einfach nur genießen, sondern ihn auch ehren. Indem wir uns bewusst machen, wofür er steht. Und indem wir dafür sorgen, dass die Würde der Arbeit nie wieder zur Verhandlungsmasse wird.